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Für uns ist Prävention die effektivste Art, Menschenhandel zu bekämpfen

Denn wenn ein Problem gar nicht erst entsteht, kann es auch keine negativen Auswirkungen haben.

In dieser vermeintlichen Banalität liegt jedoch zugleich das Problem: Die Auswirkungen von Prävention können nicht effektiv bemessen werden. Zum Beispiel: Wenn über die negativen Auswirkungen von Rauchen aufgeklärt wird, die Zahl der Raucher aber nicht abnimmt, war die Aufklärung dann wirkungslos? Oder hätten sonst noch mehr Menschen geraucht? Genau so kann man auch die Erfolge der Prävention im Bereich Menschenhandel nicht effektiv bemessen und dennoch ist sie der Schlüssel zur Bekämpfung des Problems.

Wie sieht gelungene Prävention im Bereich Menschenhandel aus?

Alexandra Gutmann, langjährige Leiterin der Mitternachtsmission Heilbronn und Expertin im Umgang mit Zwangsprostitution und Menschenhandel, plädiert vor allem für seriöse Information:

„Prävention muss ehrlich und seriös sein, damit sie wirkungsvoll und nachhaltig sein kann. Übertreibungen zum Zwecke der Abschreckung oder Sensibilisierung sorgen im Endeffekt eher dafür, dass der Thematik schließlich kaum Glauben geschenkt wird.“

Beispielhaft dafür ist die Misere zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland: Es kursierten hohe Angaben über die Zahl der Frauen, die als Prostituierte nach Deutschland gehandelt wurden. Doch die Spekulationen erwiesen sich als falsch und führten zur Bagatellisierung des Themas. 

Prävention ist also zunächst einmal Information durch solide Fakten. Beim Thema Menschenhandel ist das schwierig, da das Dunkelfeld groß ist. Dies beschreibt auch das jährliche Bundeslagebild Menschenhandel des Bundeskriminalamtes. Für Deutschland stellt sich deshalb die wichtige Aufgabe, seriöse Studien durchzuführen um verlässlichere Zahlen zu ermitteln.

Wichtiger als möglichst dramatische Opferzahlen sind dabei die Zahlen der Menschen, die mit präventiven Maßnahmen erreicht werden. Vorträge in Schulen, Jugendclubs oder Kirchen können für die Methoden der Menschenhändler sensibilisieren – etwa die „Loverboy-Methode“ – und (potenziellen) Freiern oder Pornografie-KonsumentInnen die Geschichten und Problematiken hinter dem schnellen Sex verdeutlichen.

Aufklärung ist auch in den Herkunftsländern wichtig

In ihren Herkunftsländern werden Betroffene oft mit falschen Versprechungen und Jobangeboten geködert. Hier helfen unter anderem Aushänge und Anzeigen. Auch Vorträge sind ein wichtiges Element, flankiert von Sozialarbeit vor Ort.

In vielen Herkunftsländern braucht es aber mehr als Aufklärung. Es braucht eine Veränderung der Lebensumstände. Solange eine Familie keinen anderen Weg sieht zu überleben, als ihr Kind zu verkaufen, wird sie dies tun (müssen). Solange die Arbeit in einem Bordell in Deutschland sauberer und sicherer ist, als das Leben im Herkunftsland, wird „der Zwang“ in die Prostitution nicht an seiner Attraktivität verlieren. Und solange Armut, Korruption und Bürgerkrieg jede Hoffnung auf eine stabile Zukunft rauben, werden Menschen hohe Risiken eingehen, um ihrer Situation zu entkommen.

Wer Menschenhandel bekämpfen will, muss deshalb die Lebensumstände verändern. In den Herkunftsländern müssen rechtliche Standards eingeführt, Korruption bekämpft und wirtschaftliche Zusammenarbeit initiiert werden. Deutschland muss den Opferschutz verbessern und das Prostitutionsgesetz so überarbeiten, dass es in der Praxis funktioniert.

Sekundärprävention: Rückfälle verhindern

Neben diesen Formen der Primärprävention, die versucht, ein Problem gar nicht entstehen zu lassen, gibt es auch die Sekundärprävention, die „Rückfälle“ verhindern möchte. Wenn eine Frau den Ausstieg aus der Zwangsprostitution schafft, dann aber in die Ausgangssituation zurückgeführt wird, geht der Teufelskreis bald wieder von neuem los. Ein wesentlicher Bestandteil der Sekundärprävention von Zwangsprostitution sind daher Schutzwohnungen („Safe-Houses“) in den Herkunfts- und Zielländern. Opfer können hier genesen und werden von Sozialarbeitern, Therapeuten und Juristen begleitet, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Kontakt zu Organisationen, die solche Schutzwohnungen in Deutschland betreiben, können wir im Bedarfsfall unbürokratisch herstellen.

Präventionsherz

„Liebe ohne Zwang“- Das Präventionsprogramm zur Aufklärung über die Loverboy- Methode

Manipulation, Zwang und Prostitution gehören nicht in eine Liebesbeziehung. Aber Zuhälter in Deutschland nutzen immer wieder die Liebe als Köder, um Mädchen in die Prostitution zu locken.

Deshalb hat unsere Mitgliedsorganisation, das Netzwerk gegen Menschenhandel e.V. ein Präventionsprogramm entwickelt, das über die sogenannte Loverboy-Methode aufklärt.

Mit diesem Präventionsprogramm führen sie u.a. an Schulen Workshops zum Thema durch. Materialien zur Aufklärung sind auf der Website erhältlich.

Hier geht es zur Website von „Liebe ohne Zwang“.

SCHULMÄDCHEN & PROSTITUTION ?

Loverboy-Masche kurz erklärt

Weltweit können Sie helfen Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen!

Haben Sie verdächtige oder auffällige Situationen mit einem Kind beobachtet z.B. auf einem Campingplatz, in einem Vergnügungsviertel, Bar oder Restaurant, im Hotel, am Strand oder am Swimmingpool oder auch in einem Chat oder Post, auf einer Website?

Melden Sie diese beobachteten Vorfälle! Melden Sie es auch, wenn es sich nur um einen Verdacht handelt!

Wie das genau geht, erklärt dieses Video der Kampagne nicht-wegsehen.net der Kinderrechtsorganisation ECPAT Deutschland.

Partner und befreundete Vereine im Ausland