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Tag

Zwangsprostitution

Filmpräsentation in Berlin: Stimmen aus dem Feuer

By Bündnis

Anlass: Der Europäische Tag gegen Menschenhandel

Am diesjährigen Europäischen Tag gegen Menschenhandel (18. Oktober) hatten wir die Ehre, zusammen mit Der Filmverleih GmbH aus Stuttgart den beeindruckenden Dokumentarfilm „Voices from the Fire – Stimmen aus dem Feuer“ (2021) von der Regisseurin Helen Simon präsentieren zu dürfen.

Der EU Tag gegen Menschenhandel wurde im Jahr 2007 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Er bietet Organisationen und Institutionen europaweit jährlich die Gelegenheit, die Öffentlichkeit mehr für das Thema Menschenhandel zu sensibilisieren. So findet auch jedes Jahr am Samstag vor oder nach dem 18. Oktober der sogenannte Walk for Freedom statt. Bei dieser von der internationalen Organisation A21 gegründeten Aktion stehen in tausenden von Städten weltweit Menschen auf. Sie marschieren gemeinsam gegen alle Formen des Menschenhandels und für die Freiheit – darunter auch zahlreiche unserer Mitgliedsorganisationen.

Filmpräsentation in Berlin

Am 18. Oktober durften wir nun interessierte Gäste in das fsk Kino am Oranienplatz in Berlin einladen und gemeinsam den Film Voices from the Fire – Stimmen aus dem Feuer anschauen. Voices from the Fire erzählt ganz persönliche, intime Porträts von jungen Menschen, die in einer grausamen, unmenschlichen Geschäftsmaschinerie gefangen sind oder waren. Der Film bietet einen emotionalen Einblick in die grausame Welt des Kinderhandels. Er schildert den Alltag der Protagonistinnen – darunter auch die in Deutschland bereits aus zahlreichen TV-Sendungen bekannte Sandra Norak, Gründerin des Deutschen Rates von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung (GeSTAC) – und bringt uns, den Zuschauenden, das Grauen, das die jungen Menschen erleben, näher und macht es für uns greifbar.

Podiumsgespräch mit spannenden Gästen

Im Anschluss an die Filmpräsentation durften wir ein exklusives Video-Statement der südafrikanischen Protagonistin Grizelda Grootbloom zeigen.

Bei der folgenden Podiumsdiskussion waren neben dem GGMH-Vorsitzenden und ehemaligen Mitglied des Bundestages Frank Heinrich und Gerhard Schönborn vom Berliner Verein Neustart e.V. zudem die Regisseurin Helen Simon und Kamerafrau Carla Muresan vor Ort. Sie nahmen alle Anwesenden mit in die Entstehungsgeschichte des Films und beantworteten Fragen von Moderatorin und GGMH-Geschäftsführerin Angelika Franke sowie aus dem Publikum. Gerhard Schönborn berichtete von seinen Erfahrungen in der aufsuchenden Arbeit am Berliner Straßenstrich, während Frank Heinrich dazu Stellung bezog, was sich in Deutschland auf politischer Ebene zur besseren Bekämpfung von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung ändern sollte.

Den Trailer zum Film sowie weitere Informationen gibt es auf der Film-Website.

Credits:

Herstellungsland: Deutschland, Tschechien,2021
Regie & Buch: Helen Simon, Bildgestaltung: Carla Muresan, Schnitt: Nina Ergang, Szenenbild: Quirin Kehm. Musik: Monika Omerzu Midriaková, Ton: Barbora Hovorková, Claudia Leder Produzenten: David Lindner Leporda, Jiří Konečný, Produktion:Filmallee, Koproduktion: endorfilm s.r.o.; Bayerischer Rundfunk, Förderung: FFF Bayern, BKM, Eurimages, DFFF, State Cinematography Fund Czech Republic, Czech Tax, Länge: 91min

Augsburger Podiumsgespräch: Prostituiertenschutzgesetz schützt Täter!

By Bündnis

Am 09.11.1208 fand das vom Verein „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel e.V.“ initiierte Podiumsgespräch „Frauenhandel und das Prostituiertenschutzgesetz“ statt.

Die etwa 70 Interessierten wurden von Klaus Engelmohr, Vorstand des Vereins, begrüßt und mit der Frage konfrontiert, ob das vor gut einem Jahr in Kraft getretene Gesetz auch Wirkung zeigt. Die Talkrunde bestand aus Dirk Wurm (Ordnungsreferent Augsburg), Manfred Paulus, Dr. Inge Kleine, Martin Warnecke und Sabina Rasinariu (Gesundheitsamt Augsburg).

In Augsburg arbeiten etwa 600 Prostituierte. Laut Rasinariu, die regelmäßig Kontakt zu vielen der Frauen hat, sei es schwer herauszufinden, ob sie sich freiwillig oder unter Zwang prostituieren, was oftmals an der Sprachbarriere, aber auch am Druck seitens der Zuhälter liegt. Manfred Paulus ist überzeugt, dass sich mehr als 95% der Frauen in Deutschland in der Zwangsprostitution befänden. In Augsburg kämpfe man für echte Verbesserungen, so Dirk Wurm, es gäbe aufsuchende Millieusozialarbeit in Zusammenarbeit mit SOLWODI, um Frauen den Ausstieg zu erleichtern. Nur wenige Frauen jedoch wagen den Ausstieg, Gründe dafür sind Angst vor den Zuhälterbanden, Scham, Schulden.
Das Deutsche Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) schreibe Auflagen für die Bordelle und die Frauen vor, ein Opferschutz fehle jedoch komplett, es setze Freiwilligkeit für die Prostitution voraus und gehe an den vorherrschenden Problemen vorbei, so Dr. Inge Kleine. Die organisierte Kriminalität werde dadurch nicht bekämpft. Paulus bezeichnete das Gesetz als „Täterschutzgesetz“.

In einigen europäischen Ländern ist die Gesetzeslage, ebenso das Frauenbild anders: Dort ist Sexkauf verboten und es müsse auch in Deutschland ein Umdenkungsprozess stattfinden, so Martin Warnecke. Die Kriminalisierung der Freier würde dazu führen, dass Frauen nicht mehr als Ware gesehen werden. Deutschland läge als zentral-europäisches Land in der Verantwortung, sich an die anderen Länder anzugleichen, Prostitution prinzipiell als Gewalt gegen Frauen anzusehen und einen Opferschutz zu gewährleisten.

„Die Opfer müssen vor ihren Peinigern geschützt werden“

By sexuelle Ausbeutung

Pressemitteilung

„Die Opfer müssen vor ihren Peinigern geschützt werden“
Über 100 Verdächtige nach Großrazzia in deutschen Rotlichtmilieus

Zur Großrazzia gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution in zwölf Bundesländern am heutigen Vormittag sagt der Bundestagsabgeordnete und Erste Vorsitzende von Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V. Frank Heinrich:
Endlich können Menschhändlerinnen und Menschenhändler, Zuhälterinnen und Zuhälter in Deutschland nicht mehr so leicht machen was sie wollen! Die Razzia ist ein Schlag gegen die Organisierte Kriminalität, die in so vielen Rotlichtvierteln herrscht.“

Immer wieder werden Zwangsprostitution und Menschenhandel im Rotlicht geleugnet oder runtergespielt. Bei der heutigen Razzia nahm die Bundespolizei mehr als 100 Personen im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution in Bordellen und Massagesalons fest. Dabei wurden sieben Haftbefehle vollstreckt. Hauptbeschuldigte sind eine 59-jährige Frau aus Thailand und ihr deutscher Lebensgefährte.

„Die nächsten Wochen müssen zeigen, dass das neue Gesetz zur Bekämpfung von Menschenhandel tatsächlich Wirkung zeigt. Es liegt daran, die Täterinnen und Täter tatsächlich zu verurteilen. Die Opfer müssen vor ihren Peinigern geschützt werden. Außerdem brauchen die Betroffenen psychologische und physiologische Hilfe. Aber auch die Sicherheit, dass sie nun nicht selbst belangt werden, (z.B. wegen illegaler Einreise) ist wichtiger Bestandteil der Opferhilfe. Diese darf nicht von einer Aussage abhängig sein!“

Klicken Sie auf das Titelbild, um die Pressemitteilung herunterzuladen:

 

Photo by Gio on Unsplash