Was sind NRMs?
Nationale Verweisungsverfahren (sogenannte national referral mechanisms, kurz: NRMs) sollte es in jedem Land geben. Ihr Ziel ist es, für eine gute Vernetzung aller relevanten Akteure zu sorgen, um so sicherzustellen, dass alle (potentiellen) Betroffene des Menschenhandels Zugang zu Schutz und Unterstützung erhalten. Das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE-ODIHR) hat bereits 2004 ein erstes wegweisendes Handbuch zu diesem Thema herausgegeben, welches nun aktualisiert und am 24. Januar 2022 neu veröffentlicht wurde.
Zu den vier Säulen eines solchen Verweisungsverfahrens auf nationaler Ebene gehören dem Handbuch zufolge
- „Identifizierung und Schutz von Betroffenen“,
- „Individuelle Unterstützung und Zugang zu Leistungen“,
- „Soziale Einbindung“ sowie
- „Strafrechtspflege und Entschädigung“.
Empfehlungen des Handbuchs
Weiters werden hilfreiche Empfehlungen zum Aufbau dieser vier Säulen vorgestellt.
Das Handbuch, welches wesentlich von ehemaligen Betroffenen des Menschenhandels mitgestaltet wurde, empfiehlt Mitgliedsstaaten, die Entwicklung eines Verweisungsverfahrens in einen Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels aufzunehmen. In Deutschland, wo es bisher weder einen funktionierenden NRM, noch einen Nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel gibt, würden wir von Gemeinsam gegen Menschenhandel beide Empfehlungen sehr unterstützen!
Zu den im Handbuch als zentral hervorgehobenen Akteuren eines NRMs – die es bis auf einen in Deutschland leider ebenfalls bisher nicht gibt (siehe auch Bericht zum TIP-Report 2019) – zählen
1) ein/e nationale/r Koordinator/in,
2) eine Arbeitsgruppe, die sich aus Regierungsstellen und Nichtregierungsorganisationen zusammensetzt, und
3) eine Monitoring-Stelle zur Beaufsichtigung.
Besonders interessant ist im neuen Handbuch auch die Empfehlung zwei weiterer zentraler Akteure im NRM:
4) ein nationaler Beirat ehemaliger Betroffener des Menschenhandels sowie
5) eine nationale BeraterInnengruppe aus ExpertInnen.
Das komplette Handbuch kann HIER heruntergeladen werden.
Von der Veranstaltung zur Veröffentlichung des neuen Handbuchs gibt es auf der Facebook-Seite von ODIHR ein Video.